Sonnenwendfeier – nüchtern betrachtet

Kategorie: Aktuell Veröffentlicht: Mittwoch, 07. Dezember 2011

Proletarische Tradition: Sonnenwendfeier der Naturfreunde 1920Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden die altgermanischen Sonnenwendfeiern (besonders im Norden) wieder entdeckt und in die Ideologie von „Volk, Blut und Boden“ integriert. Durch die alten und neuen Nazis ist der Ruf der Sonnenwendfeiern bis heute beschädigt. Sie waren zuvor jedoch schon lange Bestandteil der Traditionen der Arbeiterbewegung und Teil ihrer Feierkultur. Daher sollten sich Freidenker, Naturfreunde  und andere der Arbeiterklasse verbundenen Vereine nicht von ihren  alten Traditionen abhalten lassen. Die Nazis haben viel geklaut, von der roten Fahne bis zu den umgetexteten  Arbeiterliedern, und manches andere mehr.  Neonazi-Gruppen, neuheidnische Sekten, Esoteriker und die pseudowissenschaftliche Astrologie machen sie sich zunutze, z. B. mit Walpurgisfeiern an den  Externsteinen.

Ich möchte zunächst einmal den Begriff Sonnenwende, auch Solstitium, klären. Es ist der Zeitpunkt der größten bzw. kleinsten Deklination der Sonne in ihrer scheinbaren Himmelsbewegung und wird bei vielen Völkern am 22. Juni und am 22. Dezember festlich begangen. Warum?

Um diese Frage zu beantworten, bedarf es eines geschichtlichen Rückblicks. Unsere Vorfahren vor hunderten, ja vor tausenden Jahren waren mit der Natur aufs Tiefste verbunden. Tages- und Jahresablauf waren auf das Innigste abgestimmt. Wenn die Sonne ihren Tagesbogen verkürzte, bangte der Mensch vor der unwirtlichen Tageszeit. Die Feldarbeit ruhte. Die Kinder versammelten sich um die Ahne am Herd. Es wurden Märchen erzählt. Wenn das auch sehr idyllisch und gemütlich gewesen sein mag, so sehnten sich die Menschen doch wieder nach der Sonne. Das Immergrün des Mistelzweiges und der Stechpalme gab ihnen dazu die Hoffnung. Der Hausvater der Großfamilie oder Sippe steckte ein Wagenrad auf einen vertikal in die Erde gerammten Pfahl. Das Rad, symbolisch die Sonne darstellend (Julrad), und die Reibung in den Achsen, die mit Sand noch verstärkt wurde, brachten das sich drehende Holz zum Glimmen, welches dann zur Flamme angefacht wurde. Es wurden die „Hilligen“ Nächte, die „Wihenächte“ gefeiert (Heilige Nacht, Weihnacht, Begriffe, die Christentum und Pfaffen übernommen haben) und die Wiedergeburt des Sonnengottes Jul.

Die Tage wurden wieder länger, allerdings langsam, bis zum 22. Juni dem längsten Tag. Die Sonne wendet wieder ihren Lauf, richtiger gesagt, die Erdachse schwenkt zurück, ihr vermutlicher Kreisbogen hebt sich. Man freute sich auf den Frühling mit der Frühlingsgöttin Ostara. Die Pfaffen machten daraus das Osterfest.

Die Betrachtung über die Sonnenwende möchte ich mit einem Gedicht eines mir unbekannten Verfassers beenden:

Einmal muss das Dunkel weichen
und das Licht sein Ziel erreichen,
einmal wird es sein.

Einmal kommt die Zeitenwende,
bringt die Sonne ihre Spende
kehrt ein neuer Frühling ein.

Einmal muss auch hier auf Erden
aus der Hoffnung Frieden werden,
einmal muss doch Frieden sein.