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Zuletzt aktualisiert: Montag, 01. November 2021

Unser Mitglied Gerda Kranz lebt nicht mehr

Gerda wurde als Gerda Ockert am 30. Januar 1930 in Hamburg geboren. Sie ist am 8. September in diesem Jahr in Rathenow eingeschlafen.

Geboren in Hamburg, ja, aber während des Kalten Krieges mit ihrem Mann Werner und ihren drei Kindern buchstäblich bei Nacht und Nebel in die DDR übergesiedelt. Auf Grund ihrer politischen Überzeugung und damit hergehenden Aktivitäten wurden sie im Westen verfolgt. Ihr Mann Werner war kurze Zeit inhaftiert, aber der Gefängnisarzt erreichte es, dass Werner entlassen wurde. Er lehnte die medizinische Verantwortung ab. Werner war seit seinem 12. Lebensjahr insulinpflichtiger Diabetiker. Nachdem die Familie „verschwunden“ war, wurden sie ins Fahndungsbuch aufgenommen. Solange sie im Fahndungsbuch standen, war es unmöglich, nach Hamburg zu reisen. Die Familie Kranz hat in Rathenow ein neues Zuhause gefunden und hat dort unter Friedensbedingungen zufrieden gelebt. Bis wohin ging die Verfolgung und Fahndung in Hamburg? Der Schwager von Gerda (Heinz Hörcher, mein Vater) war schwer krank und befand sich in einem Krankenhaus in Mölln. Um Besuche zu ermöglichen, haben sich Familien, die motorisiert waren, abgewechselt, um seine Frau (unsere Mutter) an Wochenenden nach Mölln zu fahren. So haben auch Gerda und Werner unsere Mutter gefahren. Kurz darauf erschien der Verfassungsschutz dort in der Klinik und wollte den Patienten verhören. Das scheiterte am konsequenten Eingriff des Oberarztes, der die Herren des Hauses verwies. Der Verfassungsschutz vermutete eine politische Zelle dort. Das war aber gar nicht möglich, denn unser Vater war todkrank.

Zurück zu Gerda: Sie trat im Raum Potsdam in den Freidenker-Verband ein. Sie nahm dort aber auf Grund der Entfernung von Rathenow nach Potsdam nicht aktiv am Verbandsleben teil. Aber auf Grund unseres Familienverhältnisses war sie bei den Aktivitäten bei uns im Norden fast immer dabei. So einigten wir uns mit den Genossen in Brandenburg, dass Gerda im DFV Nord Mitglied ist. Zahlreiche Mitglieder in unserem Landesverband haben Gerda kennen und schätzen gelernt. Ihr Wissen, ihre Kontaktfreude, ihre Lust an Unternehmungen, ihre Aktivitäten in der Volkssolidarität, in der Partei DIE LINKE und ein ausgeprägter Familiensinn machten sie aus.

Angelika Scheer

DFV Nord e.V und Nichte von Gerda