Freizeit und Feiertage in Deutschland - ein gespaltenes Land?

Kategorie: Veranstaltungen Veröffentlicht: Mittwoch, 15. November 2006
Mit den Feiertagen ist es so eine Sache. Als Freidenker und Gewerkschafter ist man für möglichst viele freie Arbeitstage. Mühsam haben sich die Gewerkschaften einst den 1. Mai als Kampftag der Arbeiterklasse und den freien Sonnabend erkämpft. Profan heißt er in den meisten Kalendern "Maifeiertag" Jetzt gehört allenthalben die frühere DGB-Parole zum 1. Mai "Samstag gehört Papa mir!" fast der Vergangenheit an. Die "christlichen-demokratischen" Regierungen, sozialdemokratische nicht minder und jetzt auch die Berliner Linkspartei.PDS, wollen möglichst 24 Stunden die Läden offen halten -- rund um die Uhr -- und
das auch noch am Wochenende dem zügellosen Konsumrausch Tür und Tor öffnen. Damit der Profit für den Kaufhausbesitzer stimmt und die Konsumenten eine angeblich absolute Freiheit wie in Amerika haben sollen..

Doch wie viele Kulturangebote auf der Strecke bleiben, Angebote von Vereinen nicht wahrgenommen werden können und überhaupt das gemeinsame Wochenende der Familie, wenn die Kinder frei haben, auf der Strecke bleibt, danach fragt kaum einer. Bis auf die Gewerkschaft Ver.di, die für die Verkäuferinnen Protest erhebt, die Kirchen sehen ihren "heiligen Sonntag" in Gefahr und der Freidenkerverband als Kulturorganisation ist prinzipiell gegen die Verlängerung der Arbeitszeit und die Verlängerung der Öffnungszeiten abends und an Wochenende sowie nachts. Es geht natürlich auch um die Besitzstandswahrung von schwer Erkämpftes für die
"Arbeitnehmer".

Doch hier wollen wir uns vor allem mit noch gesetzlich Feiertage unterschiedlichster Art beschäftigen. Gesetzliche und religiöse Feiertage sind in Deutschland 26 Stück ausgewiesen. Davon haben wir im Norden nur 11 Tage. Das sind Neujahr, die Oster- und Pfingsttage, der 1. Mai und Christi -Himmelfahrt und zum Jahresende die Weihnachtstage. Einen 12. freien Tag gibt es im Norden, nämlich im Land Mecklenburg-Vorpommern, Dieses Bundesland hat schnell den 31.10., den Reformationstag, nach der sogenannten Wende als arbeitsfreien Tag proklamiert -- wie alle ostdeutschen Länder -- während im Westen aus angeblich wirtschaftlichen Gründen der Buß- und Bettag im November zwischenzeitlich abgeschafft wurde. Treffen nun der Reformationstag (31.10) und der 1.11. (Allerheiligen) zusammen, so gab es z. B. in diesem Jahr keine Zeitungen aus der Hauptstadt Berlin und andere Zeitungen im Osten. Im Westen erschienen einen Tag später, am "Allerheiligen", viele Zeitungen aus dem Süden und Westen nicht und die Leser der Hauptstadtzeitungen (z.B. Neues, Deutschland, junge Welt, TAZ,
Tagesspiegel) bekamen in den katholischen Feiertagsländern, wenn sie mit der Post zugestellt wurden, erst zwei Tage später ihre abonnierten Zeitungen.

Viele Menschen aus Mecklenburg mussten nach dem Ende der DDR eine Arbeit im Westen suchen. Nachts um drei oder vier Uhr werden unausgeschlafene
Menschen z.B. in Bussen eingesammelt und zu den Konzerne wie dem Otto-Versand in Hamburg gekarrt. Sie kommen hundemüde spät abends wieder in Boitzenburg, Zarrentin, Schwerin oder sonstwo in den grenznahen Gebieten an. An diesem Reformationstag musste sie wie eh und je arbeiten und konnten nicht mit ihren Familien die Freizeit eines Reformationstages jenseits der schleswig-holsteinischen Grenze in ihrer näheren Heimat genießen. Doch gibt es einen weitere gesetzlichen Feiertag in Mecklenburg, der jedoch kein arbeitsfreier Tag ist. Der 8. Mai ist der Tag der Befreiung wurde von der bisherigen Koalition aus SPD
und PDS eingeführt -- aber nicht mit der Konsequenz wie in der DDR war, nämlich als arbeitsfreier Tag.! Vom 17. Juni, der nun der 3. Oktober dank Herrn Kohls Eigenmächtigkeit geworden ist, damit der 7. Oktober 1990 nicht mehr der 41. Jahrestag der DDR wurde, wollen wir hier gar nicht reden. Trotzdem wurde dieses Jahr der Gründung der DDR gedacht -- am 57. Jahrestag -- aber nicht überall. Und der 60. Jahrestag der DDR 2009 wird sicher auch noch gefeiert werden.

Um der einheitlichen Lebensverhältnisse in Deutschland, so wie sie im Grundgesetz verlangt werden, zum Durchbruch zu verhelfen, fordern wir im Norden auch alle Feiertage, wie sie im Kalender verzeichnet sind. Eine einheitliche Feiertagsregelung für Gesamtdeutschland forderte kürzlich ein sogar süddeutscher Bischof nach dem Wirrwar des Reformationtages und Allerheiligen am 31.10. und 1.11. Wir stehen da nicht allein. Das Ende der Kleinstaaterei sollte in Deutschland vorbei sein!

U.Sch 11/06

Zu Veranstaltung des Ortsverbandes Hamburg des DFV laden wir herzlichen alle interessierten Menschen ein.
Bücher und Broschüren mit aktuellen religionskritischen und politischen Inhalten sowie Informationen über den Deutschen Freidenker-Verband werden ausgestellt und können erworben werden.