Ernst-Busch-Platz am Germaniahafen in Kiel eingeweiht

Kategorie: Schleswig-Holstein Veröffentlicht: Sonntag, 11. September 2011

Ernst BuschNach langem Hin- und Hergezeter durch die »Reaktion« in der Kieler Ratsversammlung wurde der Antrag des Ortsbeirates Kiel-Gaarden, dem Platz am Germaniahafen den Namen Ernst-Busch-Platz zu geben, abgesegnet. Ernst Busch war gelernter Werkzeugmacher und arbeitete als Schlosser auf der Germaniawerft. Er setzte sich für die Rechte der Arbeiter ein, beteiligte sich am Kieler Matrosenaufstand, ließ sein SPD-Parteibuch umschreiben auf die USPD und war sein Leben lang Kämpfer gegen den Faschismus.



Die Feier am 2. September 2011 begann mit dem Auftritt des Ortsbeiratsvorsitzenden Bruno Levtzow (SPD) als Bürgermeister in nostalgischer Kleidung mit Gefolge, darunter auch ein Stadtgendarm mit Tschako wie es in den 20er Jahren üblich war. Bruno Levtzow eröffnete mit einer kurzen Rede die Veran-staltung,  die Benennung geht auch mit auf seine Initiative zurück. Danach sang der Ernst-Busch-Chor das Solidaritätslied »Vorwärts und nicht vergessen...«

Oberbürgermeister Torsten Albig (SPD) ehrte in seiner Ansprache Busch als historische Persönlichkeit. Er würdigte ihn als Sänger und Schauspieler. Es gäbe zwar politische Auffassungen, die er nicht teilen könne, doch alles zusammen gehöre nun mal zu Ernst Busch. Allerdings bezeichnete er ihn als aufrechten Kämpfer gegen den Faschismus. Ein Literaturwissenschaftler, ein gewisser Dr. Walter Rix, bezeichnete ihn als brillanten Künstler, aber ein Demokrat sei er nicht gewesen (natürlich nicht, wenn man Demokratie im kleinbürgerlichen Sinne versteht). Da kamen wieder die antikommunistischen Töne durch.

Ernst Buschs Sohn Ulrich war aus Belgien angereist. Er wollte nicht in die Fußstapfen seines Vaters treten, freute sich aber über die Platzwidmung. Er ist Geschäftsführer einer Immobilienprojekt-Entwicklungsfirma. Zum antifaschistischen Kampf seines Vaters und zu seinen Leistungen als Schauspieler äußerte er sich positiv und bedankte sich für die Einladung. Zwischen den Reden trat immer wieder der Ernst-Busch-Chor mit Liedern wie dem Einheitsfrontlied, dem Säckeschmeißerlied und dem Lied »Von der Unzulänglichkeit des menschlichen Lebens« aus Dreigroschenoper auf. Zum Schluss wurde das Namensschild feierlich enthüllt und für die, die es wollten, gab es noch Vorträge in angrenzenden zur Verfügung stehenden Räumen.

Ernst Busch nahm in Kiel Gesangs- und Schauspielunterricht und war Interpret von Arbeiterliedern. Von 1921 bis 1924 wirkte er am Kieler Stadttheater, er spielte auch in Frankfurt/Oder. 1927 zog er nach Berlin zum Theater und Film und spielte in Stücken u. a. von Brecht, Ernst Toller, aber auch Goethes Faust und Stücke von Lessing. Er spielte den »Mackie Messer« aus der Dreigroschenoper (Brecht/Weill). Er wirkte mit in dem Film „Kuhle Wampe“ oder „Wem gehört die Welt?“ Text von Bertolt Brecht, Musik von Hanns Eisler. 1937/38 beteiligte er sich in Spanien am Widerstandskampf der Republik gegen die Franco-Putschisten. Nach dem Sieg des Faschismus dort flüchtete er nach Belgien, wo er von der Gestapo aufgegriffen und verhaftet wurde. 1944 wurde er zum Tode verurteilt. Auf Fürsprache von Gustav Gründgens wurde das Todesurteil in »lebenslänglich« umgewandelt. Ab 1945 lebte Ernst Busch wieder in Berlin. In der 1949 gegründeten DDR und der Sowjetunion war er populär, später aber auch im Westen.