»Lasset die Kindlein zu mir kommen« - Scheinheilige Hirten

Kategorie: Aktuell Veröffentlicht: Dienstag, 16. März 2010

Der Deutsche Freidenker-Verband verurteilt in schärfster Form die massenhaften Ver­gehen und Straftaten, die von Würdenträgern insbesondere der Katholischen Kirche gegen junge Menschen begangen wurden.

Erst durch Einzelbeispiele, die mehr oder weniger zufällig an die Öffentlichkeit kamen, wurde eine Lawine von Enthüllungen ins Rollen gebracht, die ein unerhörtes Ausmaß von Gewalt und sexuellem Missbrauch offenlegt. Diese sind seit Langem in kirchlichen Institutionen und klerikalen Bil­dungseinrichtungen an der Tagesordnung.

Unter Missbrauch des Vertrauens von Eltern und Kindern wurde mit psychischem Druck und Angst vor Strafen die Hinnahme sexueller Nötigung und entwürdigender Demütigung erzwungen und zugleich die umfassende Aufklärung der Zustände unterbunden. Die für strafwürdige Hand­lungen Verantwortlichen müssen zur Rechen­schaft gezogen werden.


Wir fordern die schonungslose Aufklärung jedes Einzelfalls unabhängig vom jeweiligen Zeitpunkt und einer eventuell eingetretenen strafrechtlichen Verjährung. Die Ermittlungen sind von Anfang an ausschließlich Aufgabe der zuständigen Staatsanwaltschaften. Die Praxis, zunächst „interne Untersuchungen“ anzustellen, und dann „gegebenenfalls“ die staatlichen Stellen zu informieren, ist genauso abwegig und inakzeptabel, wie wenn Banküberfälle zuerst durch die Bankräubervereinigung geprüft würden oder für Mordermittlungen zunächst die Mafia zuständig wäre.

Der Deutsche Freidenker-Verband fordert auch eine strafrechtliche Untersuchung, ob das Geheimschreiben „De delictis gravioribus“ von Papa Ratzinger aus dem Jahr 2001, das die „ausschließliche Kom­petenz des Vatikans“ in Pädophiliefällen (!) betont und alle Bischöfe unter Strafe der Exkommunikation aufgefordert, alle Miss­brauchsfälle ausschließlich und nur an den Vatikan zu melden, die Tatbestände der Vertuschung, Strafvereitelung, Begünstigung im Amte, Rechtsbeugung, Verleitung von Untergebenen zu strafbaren Handlungen und Behinderung der Justiz erfüllt.
Der Deutsche Freidenker-Verband unterstützt die Forderung, dass die Opfer durch Leistungen der Kirchen entschädigt werden müssen.

Der Skandal wirft ein bezeichnendes Licht auf den Monopolanspruch der Kirchen auf Ethik, Moral sowie die sogenannte christlich-abendländische Werteerziehung.

Die damit einhergehende Diskriminierung konfessionsfreier Menschen belegt die staatliche Praxis, Schülerinnen und Schüler, die sich vom religiösen Bekenntnisunterricht abmelden, zum Besuch eines Ersatz­unterrichts zu verpflichten, da sie der ethisch-moralischen Nachhilfe bedürftig erachtet werden.

Die demagogische Behauptung der Kirche, dass angeblich ein totaler Werteverlust bei den Menschen eingetreten sei, weil ihre Bindung an die Kirchen rapide abnimmt, ist besonders frivol, da nach dieser Logik die kirchliche Bindung ihres eigenen Personal ja besonders locker sein muss.

Der Deutsche Freidenker-Verband protestiert gegen die unverschämte Feststellung von Merkwürden Mixa, wonach die sexuelle Revolution für die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche mitverantwortlich sei. Mixa, der sich als oberster Militärbischof des Landes um die Kampfmoral der Afghanistan-Krieger ebenso sorgt wie um die Geburtenrate der deutschen Mutter, will vermutlich mitteilen, dass die sexuelle Revolution besonders unter seinesgleichen wie eine Bombe eingeschlagen hat.
Bis zum Beweis des Gegenteils gehen wir weiter davon aus, dass die mittels Zölibat zur Enthaltsamkeit Verpflichteten einfach aufgrund der verklemmten, scheinheiligen Sexualmoral der Mutter Kirche zu ihren Eskapaden getrieben werden.

Zu dieser Skandalchronik gehört auch das Kapitel der Priesterkinder, zu denen sich ihre Väter nicht bekennen dürfen, und für deren lebenslange Kontaktsperre die Mütter von der Kirche Alimente und Schweigegeld beziehen.

Die Abgabe des staatlichen Bildungsauftrags an private, vor allem kirchliche Institutionen führt zur Zerstörung eines einheitlichen Bildungssystems und begünstigt den Machtmissbrauch.

Erklärung der Tagung des Verbandsvorstandes am 14. März 2010 in Magdeburg