Verbandstag 2009: Aufklärung gegen Volksverdummung

Kategorie: Aktuell Veröffentlicht: Dienstag, 26. Mai 2009

Klaus Hartmann (Offenbach) wurde vom Verbandstag des Deutschen Freidenker-Verbandes (DFV), der am 22. und 23. Mai in Berlin durchgeführt wurde, in seiner Funktion als Verbandsvorsitzender bestätigt. Hartmann steht seit 1988 an der Spitze des Verbandes. Ebenfalls wiedergewählt wurde Eberhard Schinck (München) als stellvertretender Vorsitzender. Die Vorsitzende des Landesverbandes Nord, Angelika Scheer (Hamburg), wurde als Schriftführerin bestätigt. Sie gehört damit dem geschäftsführenden Verbandsvorstand an. Die Vertretung des Landesverbandes im Verbandsvorstand übernimmt damit Cornelius Kaal. Dies hatte der Landesvorstand auf seiner konstituierenden Sitzung im Januar in Lübeck für den Fall beschlossen, dass Angelika Scheer wieder in den geschäftsführenden Verbandsvorstand gewählt wird. Der Landesverband Nord wurde auf dem Verbandstag durch die Delegierten Angelika Scheer, Cornelius Kaal, Gerd Adolph und Uwe Scheer vertreten. Als Gäste nahmen Elli-Marie Simon und Berend Buscher am Verbandstag teil.

 

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Der Verbandstag, der alle drei Jahre durchgeführt wird, stand unter dem Motto: Aufklärung gegen Volksverdummung, Zerstörung der Vernunft und gegen die imperialistische Militarisierung der internationalen Beziehungen!

In der Diskussion des Verbandstages ging es vor allem um die Schärfung des Profils des Verbandes als Weltanschauungsgemeinschaft, Kulturorganisation und Interessenvertretung der Konfessionsfreien. Der Deutsche Freidenker-Verband fordert die strikte Trennung von Kirche und Staat. Die Freidenker lehnen die Privilegien der Kirchen ab. Die von einigen freigeistigen Verbänden angestrebte Gleichbehandlung im Privileg wird vom Deutschen Freidenker-Verband abgelehnt. Der DFV steht darüber hinaus für Religionskritik und nicht für Religionsbeschimpfung. Freidenker setzen sich aber nicht nur mit religiösen, sondern auch mit weltlichem Irrationalismus kritisch auseinander. Deshalb wird der Verband auch weiterhin zu gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen Stellung nehmen.

Dem Verbandstag lagen gegensätzliche Anträge zur Mitgliedschaft des Verbandes im Koordinierungsrat säkularer Organisationen (Korso) vor. Die Konferenzen der Landesverbände Nord und Nordrhein-Westfalen forderten den Austritt, während Berlin und Thüringen für ein Verbleiben im Korso votierten. Die Forderung nach dem Austritt aus dem Koordinierungsrat wurde u.a. damit begründet, dass in Aussagen des Grundsatzprogramms nicht eindeutig die Forderung nach Trennung von Kirche und Staat deutlich wird, sondern diese auch als Streben nach Gleichbehandlung im Privileg interpretiert werden können. Kritisiert wurde auch, dass dem Koordinierungsrat mittels des Dachverbandes freier Weltanschauungsgemeinschaften, die Unitarier angehören, bei denen es sich um eine völkische Religionsgemeinschaft handelt. Mit großer Mehrheit einigten sich die Delegierten auf die Empfehlung der Antragskommission, eine Diskussion im Verband zum Korso zuführen und dann in Verbandsvorstand im Herbst 2010 über die weitere Mitgliedschaft entscheiden zulassen.

Die beiden anderen Anträge unserer Landeskonferenz,  ein Redaktionsstatut für unser Verbandsorgan FREIDENKER betreffend und der Vorschlag für die Durchführung eines Wochenendseminars zur Öffentlichkeitsarbeit wurden nach Qualifizierung durch die Antragskommission mit großer Mehrheit angenommen.

Am Verbandstag nahmen 41 von 44 gewählten Delegierten teil, die sich lebhaft an der Aussprache zum schriftlich vorgelegten Rechenschaftsbericht, der von Klaus Hartmann mündlich ergänzte, dem Finanzbericht und dem Bericht der Revisoren beteiligten. Es wurden in der Aussprache mehr als fünfzig Diskussionsbeiträge gehalten. In der Diskussion sprachen auch die Gäste der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde e.V. (GBM), des Bündnisses für soziale Gerechtigkeit und Menschenwürde (BüSGM) und der Vorsitzende des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) Rudolf Ladwig.

Festgestellt werden musste, das in vielen Landesverbänden die Mitgliederzahlen rückläufig sind oder stagnieren. Dies steht im Widerspruch zum ansteigen der Konfessionsfreien insgesamt. Diese Entwicklung führt vielfach zu Unzufriedenheit, die nicht immer produktiv gemacht wird, sondern gelegentlich  auf den Verbandsvorstand, insbesondere den Verbandsvorsitzenden projiziert wird. Dies zeigte sich an der Gebetsmühlenartig wiederholten Kritik einzelner Delegierter aus NRW am Verbandsorgan und der Ausrichtung des Verbandes. Wir haben uns mit dieser Kritik, Forderung nach Reduzierung des Verbandes auf die „klassischen Freidenkerthemen“, Verzicht auf allgemeinpolitische Meinungsäußerungen etc., in den letzten drei Jahren auf mehreren Landesvorstandssitzungen auseinandergesetzt und uns eindeutig im Rundbrief positioniert. Ein Delegierter aus Baden-Württemberg verstieg sich sogar zu dem Vorwurf, der Verbandsvorstand bestände mehrheitlich aus Stalinisten bzw. Poststalinisten. Wenig hilfreich waren allerdings auch zwei Diskussionsbeiträge in denen praktisch ein Kritikverbot am Vorstand eingefordert wurde bzw. die Drohkulisse mit der Schiedskommission aufgebaut wurde. Insgesamt wurde die Diskussion aber konstruktiv geführt, auch wenn Erfahrungsberichte aus der Arbeit vor Ort leider unterbelichtet blieben.

Ka